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USA beenden Ausbildung syrischer Rebellen

IS in Nordsyrien auf dem Vormarsch

  • Veröffentlicht: 09.10.2015
  • 17:52 Uhr
  • dpa
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© dpa/EPA

Die IS-Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens riesige Gebiete. Ihr Vormarsch kommt zwei Tage nach dem Beginn einer Regime-Offensive gegen Rebellen, die die Extremisten bekämpfen. Unterdessen kündigten die USA an, ihr Ausbildungsprogramm für syrische Rebellen zu beenden.

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Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im Norden Syriens laut Aktivisten einen der größten Geländegewinne seit Monaten erzielt. Die Extremisten hätten nördlich der Stadt Aleppo mehrere von Rebellen kontrollierte Orte eingenommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag. Die USA kündigten unterdessen an, die bislang weitgehend erfolglose Ausbildung syrischer Regimegegner einzustellen.

Das Pentagon erklärte am Freitag in Washington, die bisherigen Ansätze würden angesichts einiger Herausforderungen weiterentwickelt. Zuvor hatte die "New York Times" unter Verweis auf Regierungsangaben berichtet, das 500 Millionen US-Dollar schwere Programm habe keinerlei Auswirkung auf eine bessere Kampfkraft der Rebellen gehabt.

IS nähert sich von Assad-Regime kontrollierten Gebieten

Die USA hatten sich von dem Rebellentraining im Anti-IS-Kampf viel versprochen. Tatsächlich war die Zahl derer, die das Programm erfolgreich durchliefen, jedoch sehr viel geringer als erwartet. Stattdessen wurde von Überläufern zum IS ebenso berichtet wie von Waffen, die von den USA für die Rebellen gedacht waren, aber beim IS landeten.

Mit dem Vormarsch im Norden rückte der IS näher an Gebiete unter Kontrolle des Regimes heran. Auch eine wichtige Versorgungsroute der Rebellen zwischen Aleppo und der türkischen Grenze gerät mit den Erfolgen der Terrormiliz in Gefahr. Bereits jetzt beherrschen die Extremisten im Norden und Osten des Landes riesige Gebiete.

US-Luftschläge und gezielte Unterstützung gegen den IS

Das Pentagon erklärte nun, man werde im Kampf gegen den IS in Syrien auf Fortschritte etwa in der Unterstützung kurdischer Kämpfer in der an der Grenze zur Türkei gelegenen nordsyrischen Stadt Kobane setzen. Man werde deswegen "überprüfte Anführer" und deren Einheiten mit Ausrüstung und Waffen ausstatten. Ziel sei, dass diese Gruppen gemeinsam gegen IS-kontrolliertes Gebiet vorgingen. Diese Gruppen werden laut Pentagon auch US-Luftunterstützung erhalten.

Verteidigungsminister Ashton Carter sagte: "Ich bleibe davon überzeugt, dass eine endgültige Niederlage des IS in Syrien zum Teil vom Erfolg örtlicher, motivierter und fähiger Bodentruppen abhängt." Er glaube, dass der Strategiewechsel die Anti-IS-Kräfte stärke.

Auch iranische Revolutionswächter kämpfen in Syrien

Der Vormarsch des IS kommt zwei Tage nach Beginn einer von russischen Luftangriffen unterstützten Bodenoffensive der syrischen Armee gegen Rebellen, die die Terrormiliz bekämpfen. Das Regime und seine Verbündeten hatten nördlich von Hama einen Großangriff begonnen. Mehrere Quellen berichteten, Tausende Kämpfer aus dem Iran und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah seien dafür nach Syrien verlegt worden.

Die iranische Nachrichtenagentur Fars meldete, ein hoher Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden sei in Syrien getötet worden. Demnach starb General Hussein Hamedani am Donnerstagabend. Die syrischen Menschenrechtsbeobachter erklärten, er sei östlich von Aleppo bei Kämpfen zwischen dem Regime und dem IS ums Leben gekommen. Teheran hat nach eigene Angaben keine iranischen Soldaten in Syrien stationiert, sondern agiert nur als Berater der syrische Armee.

Mahnende Appelle aus Berlin

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA aus. Beide Länder zusammenzubringen sei das Gebot der Stunde", sagte Steinmeier in Madrid. Noch könnten nicht "alle Interessensgegensätze, die es gibt zwischen der Golfregion und dem Iran, zwischen Russland und den USA und auch Europa überbrückt werden". Wenn man sich aber "auf wenige Prinzipien" einigen könne, müssten Kooperation und eine "Verständigung selbst über Gräben hinweg" möglich sein.

Moskau hatte vergangene Woche mit Luftangriffen im Land begonnen. Laut Kreml soll der IS bekämpft werden. Die USA und mehrere westliche Staaten kritisieren hingegen, die russische Luftwaffe greife vor allem andere Regimegegner an, um die Macht von Präsident Baschar al-Assad zu sichern. Mehr als 90 Prozent der russischen Luftangriffe galten nach US-Angaben nicht dem IS oder Terroristen, die mit Al-Kaida verbündet sind.

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