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Russland-Affäre

Trump will nun doch keine Comey-Aufzeichnungen haben

  • Veröffentlicht: 23.06.2017
  • 07:18 Uhr
  • dpa
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Ein typischer Trump: Eine Behauptung in die Welt setzen, über Wochen köcheln lassen, dann das Gegenteil behaupten. Die Frage aufgezeichneter Gespräche mit FBI-Chef Comey im Weißen Haus folgt genau diesem Muster.

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Nach wochenlangem Rätselraten hat US-Präsident Donald Trump eingeräumt, dass er keine Aufnahmen von Gesprächen mit dem damaligen FBI-Chef James Comey im Weißen Haus hat. Trump selbst hatte dieses Thema vor mehr als 40 Tagen in die Welt gesetzt. Nun schrieb der Präsident auf Twitter, weder habe er Aufnahmen gemacht, noch sei er in deren Besitz.

Trump fügte aber hinzu, angesichts des vielen Abhörens der letzten Zeit, einer breiten elektronischen Überwachung und des illegalen Weitergebens von Informationen wisse er nicht, ob von den Gesprächen mit Comey Aufzeichnungen existierten. Mit dieser Formulierung schloss Trump nicht aus, dass das Weiße Haus möglicherweise verwanzt sei.

Kaum verhüllte Drohungen

Trump hatte Comey am 9. Mai überraschend entlassen. Drei Tage später twitterte der Präsident, Comey solle besser darauf hoffen, dass es keine Bänder der Gespräche gebe, bevor er Informationen an Medien durchsteche.

Der Präsident dürfte damit auf einen Bericht der «New York Times» reagiert haben, wonach er Comey bei einem Abendessen im Weißen Haus ein Loyalitätsversprechen abgenommen habe. Die Äußerungen des Präsidenten wurden allgemein als kaum verhüllte Drohung an Comey verstanden.

Seither wird über etwaige Aufnahmen spekuliert. Senatsmitglieder und Medien forderten Trump auf, sie zu veröffentlichen. Nun versucht Trump, das Thema selber wieder abzuräumen.

Trump selbst im Fokus

Dieses Verhalten kann als klassisches Beispiel einer der selbst zugefügten Beschädigungen Trumps gelten. Letztlich könnte es dazu geführt haben, dass Comey seine Aufzeichnungen über das Gespräch mit Trump an die «New York Times» weitergab - was schließlich die Einsetzung des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller nach sich zog, der nun auch Trump selbst im Fokus hat.

Ein Vertrauter des US-Präsidenten sagte CNN, der «Aufzeichnungen»-Ausrutscher sei einer der ärgeren Fehler Trumps.

In einer Senatsanhörung hatte der entlassene FBI-Chef mehrere irritierende Details aus den Gesprächen mit Trump genannt, unter anderem von dem Abendessen im Weißen Haus. Trump und seine Anwälte hatten dem widersprochen. Wörtlich sagte Comey vor dem Senat: «Herrgott, ich, hoffe, es gibt Aufzeichnungen.»

Trumps Tweets

Trump hatte am 9. Juni ein Statement zu diesem Thema für diese Woche angekündigt und hinzugefügt, es werde wohl enttäuschend sein. Eine Sprecherin sagte am Donnerstag, Trumps Tweets seien dermaßen klar, dass sie ihnen nichts hinzuzufügen habe. Gefragt, warum Trump für die Klarstellung so lange gebraucht habe, sagte sie: «Sie haben nach einer Antwort gefragt, jetzt haben sie eine.»

Die Aufzeichnungen oder «Bänder» (tapes) spielten in der Diskussion über Comey und die dahinter liegende Russland-Affäre um eine Wahlbeeinflussung auch deswegen eine so große Rolle, weil sie für viele eine mögliche Parallele der aktuellen Vorgänge zur Watergate-Affäre darstellten.

Anfang der 70er Jahre waren Aufzeichnungen von Gesprächen Präsident Richard Nixons im Weißen Haus aufgetaucht. Infolge der Affäre trat Nixon zurück.

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