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Joko und Klaas zu Pflegenotstand

Viel Echo für Pflege-Echtzeit-Doku in der Primetime

  • Veröffentlicht: 02.04.2021
  • 15:29 Uhr
  • dpa
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© --/ProSieben/dpa

Joko und Klaas zeigen bei ProSieben 7 Stunden lang die Schicht einer Pflegekraft. Im Netz gibt es viel Lob - und auch Kritik an der Politik. Der Vizekanzler und der Bundesgesundheitsminister reagieren.

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Experimentelles Fernsehen im Privat-TV: Der für Unterhaltung bekannte Sender ProSieben hat am Mittwochabend auf Betreiben der Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sieben Stunden freigeräumt, um mit einer Doku ohne Werbeunterbrechung auf Deutschlands Pflegenotstand aufmerksam zu machen.

Motto #Nichtselbstverständlich 

Unter dem Motto #Nichtselbstverständlich wurde mit Hilfe einer Bodycam in Echtzeit eine Schicht der Krankenpflegerin Meike Ista im Knochenmark- und Transplantationszentrum der Uniklinik Münster gezeigt. Darauf reagierten sogar Bundesminister.

Der Sender mit Sitz in Unterföhring bei München schrieb auf Twitter: "Bitte helft, dass aus diesem Abend eine große Respektkundgebung wird, die etwas ändert." Anerkennung gab es auch von der Konkurrenz: Arte lobte in einem Tweet "ein Stück deutsche TV-Geschichte", RTL nannte es eine "starke Aktion".

Die Visite bei den Patientinnen und Patienten war mit jedem einzelnen Arbeitsschritt zu sehen. Zuschauer erlebten unmittelbar mit, was es wirklich heißt, in der Pflege zu arbeiten. Die Sendung begann kurz nach 20.15 Uhr (dokumentiert am 18. März um 6 Uhr) - und war erst vorbei, als Ista Feierabend hatte. Das war im TV um 3.00 Uhr morgens.

Im Schnitt verfolgten 730 000 Menschen die Sendung "Joko & Klaas Live". ProSieben sprach von einer "Nettoreichweite" von fast sechs Millionen. Damit ist die Zahl der Leute gemeint, die mindestens einmal kurz erreicht worden sind.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezog sich am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Berlin auf die Sendung: "Es ist gut, dass die Pflege jetzt in der Primetime läuft. Pflegerinnen und Pfleger verdienen unseren Respekt, unser Dankeschön, aber vor allem bessere Arbeitsbedingungen." Er kündigte dafür Gespräche mit Verbänden der Branche an.

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Scholz reagierte auf Twitter

Schon in der Nacht zum Donnerstag hatte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz auf Twitter reagiert: "Man kann es nicht oft genug sagen - Danke an alle Pflegerinnen und Pfleger! Ohne sie geht nichts. Antwort auf diese Erkenntnis ist nicht, Beifall zu klatschen. Respekt heißt: gute Löhne und Arbeitsbedingungen."

Unter dem Tweet des Finanzministers sammelte sich auch Kritik. Der in der Sendung vorkommende Krankenpfleger Alexander Jorde twitterte: "Ich will keine Worte mehr, ich will Taten. Die SPD ist Teil der Bundesregierung. Du bist Vizekanzler, Olaf Scholz."

Pia Zimmermann, die Sprecherin für Pflegepolitik der Linke-Bundestagsraktion, forderte am Donnerstag nach der Sendung, "die bislang privat Versicherten in ein solidarisches System" einzubinden". Wenn man alle Einkunftsarten bei den Beiträgen berücksichtige, auch Kapital-, Zins- und Mieteinnahmen, dann seien "besser bezahlte Pfleger*innen" solide finanzierbar.

In der Doku sagte Pfleger Jorde: "Wir können nicht sagen: Morgen machen wir mal die Klinik zu, oder morgen ist die Intensivstation mal zu, und wir gehen auf die Straße. Dann sterben Menschen! Das zeigt ja wieder, wie hoch unsere Verantwortung ist. Aber es begrenzt uns eben auch in unseren Möglichkeiten, unsere Interessen durchzusetzen."

Mehr Engagement von Regierung gefordert

Viele Menschen forderten auf Twitter mehr Engagement von den Regierenden. Tenor der Sendung: Politik und Gesellschaft versäumten es seit Jahrzehnten, faire Bezahlung und gut machbare Arbeitsmengen für Pflegekräfte zu organisieren. Und es werde immer schlimmer. Der Bielefelder Intensivpfleger Ralf Berning wies auf die andauernde Überbelastung hin. Er kenne Leute, die 23 Tage am Stück arbeiteten, das sei "völlig unmenschlich".

Winterscheidt (42) und Heufer-Umlauf (37) behandeln in der Sendung "Joko & Klaas Live" immer wieder gesellschaftlich relevante Themen. Die Sendezeit zu ihrer freien Verfügung hatten sich die Moderatoren in der am Dienstag ausgestrahlten Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" erspielt, in der sie in Wettkämpfen gegen ihren Arbeitgeber antreten.

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