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Greta Thunberg beim Papst

Treffen sich zwei Klima-Kämpfer

  • Veröffentlicht: 17.04.2019
  • 16:19 Uhr
  • dpa
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© Uncredited/Vatican Media/AP/dpa

Zeit für viele Worte war nicht. Die Begegnung zwischen Greta Thunberg und Papst Franziskus sorgt trotzdem für Gesprächsstoff. Beiden ist der Klimaschutz ein Herzensanliegen. Doch eines kann der 16-Jährigen am Papst nicht gefallen.

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Fröhliche Gesichter, ein Händedruck und Worte der Ermunterung: Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und Papst Franziskus haben sich am Mittwoch auf dem Petersplatz in Rom getroffen. Bei dem kurzen Wortwechsel dankten die beiden einander für ihre Anstrengungen für den Klimaschutz, wie Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti sagte. Viel mehr kam bei dem Treffen am Ende der wöchentlichen Generalaudienz nicht herum. Symbolträchtig war die Begegnung trotzdem.

Denn Thunberg und Franziskus vereint ein Herzensanliegen: der Klimaschutz. Die 16-Jährige demonstriert dafür seit vergangenem Sommer jeden Freitag - also meistens während der Schulzeit - vor dem Reichstag in Stockholm. Ihr Schulstreik hat weltweit Menschen zu Demonstrationen unter dem Motto "Fridays for Future" inspiriert. Die Kernforderungen: ein schnelles Aus für die klimaschädliche Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, keine Subventionen mehr für diese "dreckigen" Energieträger, mehr Investitionen in erneuerbare Energien aus Windkraft und Sonne.

Auch der Pontifex macht sich für den Klimaschutz stark. Er veröffentlichte 2015 eine Enzyklika zu Umweltfragen und sprach sich für das Pariser Klimaabkommen aus, nach dem die Erderhitzung unter zwei Grad begrenzt werden soll. Außerdem kritisiert er immer wieder Leugner des Klimawandels und prangert die Zerstörung der Umwelt und egoistisches Verhalten der Menschen an.

Persönliche Begrüßung

Thunberg war es nun, die um das Treffen mit Papst Franziskus gebeten hatte. Am Dienstag sprach sie noch im Europaparlament, am Mittwochmorgen stieg sie in Rom aus dem Nachtzug. Die Generalaudienz auf dem Petersplatz verfolgte die 16-Jährige im Beisein ihres Vaters Svante, ein Schirm schützte sie vor der Sonne. Dann stand das Treffen mit dem Papst an. Thunberg bekam zwar keine Privataudienz, gehörte aber zu den wenigen, die das Kirchenoberhaupt im Anschluss persönlich begrüßen konnten.

"Er war sehr freundlich. Er lächelte und lachte die ganze Zeit", sagte Thunberg der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" nach der Begegnung. "Ich habe ihm dafür gedankt, dass er für das Klima kämpft." Der Papst wiederum habe Thunberg zum Weitermachen ermuntert. "Carry on, Greta" - "Mach weiter, Greta" -, habe der Argentinier gesagt. Thunberg hielt dem Pontifex ein kleines Plakat mit der Aufschrift "Join the Climate Strike" entgegen. Ob der Papst dem Aufruf folgt?

Thunberg dürfte darauf hoffen - denn auch wenn Papst Franziskus als Kämpfer für den Klimaschutz gilt: Ihr kann nicht alles gefallen, was spätestens seit dem Pontifikat von Johannes Paul II. zum Papst-Alltag gehört: das viele Reisen. Wenn das Kirchenoberhaupt nicht mit seinem Papamobil oder im geschlossenen Fiat unterwegs ist, steigt er ins Flugzeug. In den ersten drei Monaten des Jahres flog Franziskus dreimal ins Ausland: nach Panama, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Marokko. In sechs Jahren als Papst machte er 28 Reisen außerhalb Italiens. Und seine Berühmtheit führt dazu, dass sich Pilger aus aller Welt auf den Weg nach Rom machen, um ihn persönlich zu sehen.

Züge statt Flüge

Die junge Klimaaktivistin dagegen lehnte Einladungen aus Abu Dhabi, Panama, New York oder Vancouver ab, weil sie dafür in den Flieger hätte steigen müssen. Wegen der hohen CO2-Emissionen fuhr Thunberg sogar zum Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem Zug. Pro Strecke brauchte sie dafür mehr als 30 Stunden.

Für ihre Anstrengungen für den Umweltschutz bekam Thunberg nicht nur Lob vom Papst, sondern auch von mehreren katholischen Bischöfen in Deutschland. "Ich bewundere Greta Thunberg", sagte etwa der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. "Dieser Protest ist zugleich ein Aufruf an uns alle, unsere Lebensweise zu prüfen und notwendige Änderungen konkret umzusetzen", sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte, die Kirche müsse Anwalt der "Fridays for Future"-Bewegung sein.

In der vergangenen Woche wurde nach Angaben einer Sprecherin der Bewegung allein in 90 Orten in Deutschland demonstriert. Am Freitag ist es auch in Rom wieder so weit. Auch wenn es dieses Mal wegen der Osterferien kein echter Schulstreik wird: Thunberg ist dabei.

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