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Längerer Einreisestopp?

US-Corona-Krise verschärft sich - Ruf nach "drakonischen" Maßnahmen

  • Veröffentlicht: 31.03.2020
  • 17:54 Uhr
  • dpa
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In den USA sind bereits doppelt so viele Coronavirus-Infektionen nachgewiesen wie in China. Schutzmaßnahmen werden ausgeweitet - davon sind auch Reisende aus Europa betroffen. Prognosen sagen düstere Szenarien voraus.

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Mit ausgeweiteten Schutzmaßnahmen wollen die USA in der sich verschärfenden Corona-Krise das Schlimmste verhindern. Die Versuche der Regierung in Washington, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, werden auch Konsequenzen für Reisende aus Europa haben. Der zunächst auf einen Monat begrenzte Einreisestopp soll nach Angaben von US-Präsident Donald Trump verlängert werden. Diese und ähnliche Beschränkungen würden in Kraft bleiben und möglicherweise sogar verschärft werden, sagte Trump am Montagabend (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses. Er ließ offen, bis wann der Einreisestopp, der eigentlich Mitte April auslaufen sollte, andauern soll.

Die USA sind gemessen an der Zahl der bestätigten Infektionen inzwischen weltweit am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffen. Nachgewiesen sind bereits mehr als doppelt so viele Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 als in China, wo die Lungenerkrankung Covid-19 erstmals nachgewiesen wurde: Am Dienstag verzeichnete die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore mehr als 164 700 Fälle. In China liegt die Zahl bei mehr als 82 270.

Trump hatte am Sonntag bekanntgegeben, dass die restriktiven Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie in den USA bis Ende April verlängert werden sollen. Seit Mitte März können Menschen aus dem Schengenraum, Großbritannien und Irland nicht mehr in die USA reisen. Ausgenommen davon sind US-Amerikaner, bestimmte Diplomaten und Europäer, die eine langfristige Arbeitsgenehmigung in den USA haben, eine sogenannte Green Card. Auch deren Angehörige sind ausgenommen. Die Regelung sollte zunächst für 30 Tage gelten.

Richtlinien der Regierung in Washington fordern die Bevölkerung in der Krise unter anderem auf, Abstand zu anderen zu halten und Ansammlungen von mehr als zehn Personen zu vermeiden. Viele Bundesstaaten haben bereits striktere Ausgangsbeschränkungen verhängt - den Anfang hatte Florida gemacht, zuletzt zogen Virginia, Maryland und die Hauptstadt Washington nach. Einer Berechnung der "New York Times" zufolge sollen nun mindestens 261 Millionen Menschen in 31 Staaten weitgehend Zuhause bleiben. Das Heimatschutzministerium rief die Bürger auf, über die jeweils geltenden Richtlinien vor Ort auf dem Laufenden zu halten.

"Drakonische" Maßnahmen"?

Der republikanische Senator und Trump-Vertraute Lindsey Graham sprach sich am Dienstag bei Fox News für "drakonische" Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus aus. "Die Heilung muss in diesem Fall drakonisch sein, weil die Krankheit so tödlich ist", sagte er.

Ein Modell, das auch die Ärztin Deborah Birx von der Coronavirus-Arbeitsgruppe im Weißen Haus am Sonntag ansprach, sagt trotz Schutzmaßnahmen ein düsteres Szenario für die kommenden Wochen voraus: Berechnungen des Instituts IHME könnten Mitte April pro Tag mehr als 2000 Menschen in den USA an den Folgen der Pandemie sterben. Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, sagte bei CNN, es sehe so aus, dass die Schutzmaßnahmen Wirkung zeigten, die Situation sei aber ernst. "Wir werden es überwinden und es wird enden", sagte er.

Im Kampf gegen das Coronavirus haben die USA inzwischen nach Trumps Angaben mehr als eine Million Menschen auf den Erreger getestet. "Heute haben wir einen wichtigen Meilenstein im Krieg gegen das Coronavirus erreicht", sagte Trump. "Wir haben bei weitem mehr Tests ausgeführt als jedes andere Land auf der Welt." Das stimmt in absoluten Zahlen, aber nicht gemessen an der Bevölkerungszahl. So hat beispielsweise Südkorea pro Kopf mehr Menschen getestet als die USA.

Auch wenn in den USA nun deutlich mehr getestet wird, herrscht immer noch ein Mangel an Tests. In einem am Montag online veröffentlichten Gastbeitrag für die "Washington Post" schrieben Marylands Gouverneur Larry Hogan - der wie Trump den Republikanern angehört - und Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer (Demokraten): "Es gibt einfach nicht genug Tests, medizinisches Material und andere lebensrettende Geräte, um das Ausmaß dieser Pandemie zu bewältigen."

In den USA sind bereits mehr als 3300 Menschen durch oder mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Das geht aus Daten der Universität Johns Hopkins hervor. In Italien und Spanien sind schon deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen. Trump erwartet den Höhepunkt der Todeszahlen in gut zwei Wochen.

Über 100.00 Infizierte in den USA

Die Verbreitung der Coronavirus-Epidemie in den USA hat sich zuletzt dramatisch beschleunigt. So hatte etwa die Zahl der bekannten Infektionen erst am Freitag die Marke von 100.000 überschritten. Bis zu dem Zeitpunkt waren rund 1500 Tote gemeldet gewesen. Die Webseite der Forscher der Universität Johns Hopkins wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand bestätigter Infektionen als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Trump hatte die Amerikaner am Sonntag auf dramatische Opferzahlen in der Coronavirus-Krise vorbereitet. Wenn es gelingen sollte, die Todeszahl durch Eindämmungsmaßnahmen auf 100 000 zu begrenzen, "dann haben wir alle zusammen einen guten Job gemacht", sagte Trump. Er zeigte sich optimistisch, dass bis zum Sommer das Schlimmste überstanden sein könnte.

Besonders besorgniserregend ist die Lage im US-Ostküstenstaat New York mit der gleichnamigen Millionenmetropole. Weil die Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht auf die Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet sind, werden provisorische Kliniken aufgebaut und vorhandene Einrichtungen mit zusätzlichen Betten aufgestockt. Auch ein Lazarettschiff der Marine ist am Montag in New York ankommen.

New Yorks demokratischer Gouverneur Andrew Cuomo appellierte am Montag an das medizinische Personal anderer US-Bundesstaaten: "Ich frage Mitarbeiter des Gesundheitswesens im ganzen Land: Wenn die Situation in Ihrer eigenen Gemeinde gerade nicht dringend ist, kommen Sie bitte nach New York." Es werde unbedingt Unterstützung für Krankenschwestern und Ärzte gebraucht.

Ein weiterer Hotspot ist Kalifornien an der US-Westküste. Dort werden mindestens 50 000 zusätzliche Krankenbetten benötigt, um die Versorgung von Patienten während der Corona-Krise zu bewältigten, wie Gouverneur Gavin Newsom am Montag sagte. Mit einer neuen Initiative wolle er in den kommenden Wochen zusätzlich 37 000 Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern und Pharmazeuten mobilisieren, etwa Personal aus dem Ruhestand holen oder Studenten einsetzen, sagte der Demokrat.

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