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Zweites Flüchtlingslager nahe Athen unter Corona-Quarantäne

  • Veröffentlicht: 05.04.2020
  • 17:31 Uhr
  • dpa
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© (c) AP

Das Coronavirus hat nun auch Flüchtlingslager in Griechenland erreicht. Allerdings noch nicht auf den Ägäis-Inseln, sondern in der Nähe von Athen. EU-Innenkommissarin Johansson ist alarmiert.

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Das Coronavirus hat das zweite Flüchtlingslager in Griechenland erreicht. Der Krisenstab in Athen stellte das Camp von Malakasa rund 45 Kilometer nördlich der griechischen Hauptstadt für zwei Wochen unter Quarantäne, wie Migrationsminister Notis Mitarakis am Sonntag im Staatsradio mitteilte. Dort leben etwa 1800 Menschen. Demnach wurde ein 53 Jahre alter Migrant aus Afghanistan positiv auf das Virus getestet. Seit vergangener Woche steht bereits das Lager von Ritsona rund 75 Kilometer nördlich von Athen unter Quarantäne - dort leben rund 3000 Menschen. Eine Frau aus dem Camp war nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen positiv getestet worden.

In griechischen Lagern leben nach Angaben des Migrationsministers insgesamt rund 100.000 Menschen, etwa 40.000 davon harren auf den Inseln im Osten der Ägäis aus. Mitarakis versicherte in einem Interview des Nachrichtensenders Skai: "Wir wenden - wie alle anderen Staaten - die geeigneten Maßnahmen an." Bei Feststellung einer Infektion werde das Camp unter Quarantäne gestellt. In allen Lagern gelten bereits seit Wochen Ausgangsbeschränkungen. Es seien spezielle Container mit Isolierstationen eingerichtet worden, versicherte der Minister.

Alte und kranke Menschen aus dem Camp holen

EU-Innenkommissarin Ylva Johansson äußerte sich besorgt über die Lage in den Flüchtlingslagern auf den Ägäis-Inseln. "Wir haben mit Griechenland einen Notfall-Aktionsplan erarbeitet, den die griechischen Behörden jetzt Schritt für Schritt umsetzen müssen. Er sieht vor, dass die verletzlichsten Personen aus den Camps geholt werden - und zwar jetzt, sofort", sagte die EU-Kommissarin dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Alte und kranke Menschen sollten entweder in leere Hotels auf den Inseln oder auf das griechische Festland gebracht werden.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sylvia Gabelmann forderte Berlin und Brüssel zum Handeln auf. Die völlig überfüllten Lager auf den griechischen Inseln sollten evakuiert werden. Sollte sich das Coronavirus in den Hütten und Zelten dort ausbreiten, könnte dies für Tausende Menschen den Tod bedeuten, erklärte Gabelmann. "Die menschenverachtende Ignoranz der EU - und allen voran der deutschen Bundesregierung - ist unerträglich und stellt nichts anderes als eine unterlassene Hilfeleistung dar", kritisierte die nordrhein-westfälische Politikerin.

Rettungsaktion aus humanitärer Sicht

Deutschland und einige andere EU-Staaten hatten sich bereit erklärt, mindestens 1600 unbegleitete Kinder und andere Migranten aus den völlig überfüllten Lagern auf den Ägäis-Inseln aufzunehmen. Ein Sprecher von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) versicherte Ende März, dass Deutschland trotz der Corona-Krise dazu stehe.

Der Deutsche Caritasverband mahnte schnelles Handeln in den griechischen Lagern an. Griechenland-Referent Gernot Krauß sagte zum Angebot Deutschlands und anderer Länder: "Dieser Ankündigung müssen jetzt Taten folgen. Aus humanitärer Sicht wäre zudem eine Rettungsaktion für die rund 200 im Lager befindlichen alten Menschen, für die das Coronavirus erheblich gefährlicher ist, dringlicher. Über die spricht jedoch niemand." Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbands, ist nach eigenen Angaben weltweit mit 166 lokalen Caritasverbänden verbunden.

In Griechenland mit einer Bevölkerung von rund 10,8 Millionen Menschen sind bis Sonntagmittag 70 Menschen an der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

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