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Kreml-Herrscher besucht Turkmenistan

Putin sieht seinen Krieg in der Ukraine im Plan

  • Veröffentlicht: 30.06.2022
  • 14:23 Uhr
  • dpa
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© Dmitry Azarov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Der bisherige Druck auf Russland reicht nicht, sagt der ukrainische Präsident Selenskyj. Unterdessen sieht Kremlchef Putin seinen Krieg im Plan - obwohl Experten hohe Verlusten vermuten.

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Trotz westlicher Waffenlieferungen bleibt die Lage ukrainischer Truppen in den schwer umkämpften Gebieten im Osten des Landes nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj extrem schwierig. «Wir unternehmen alles, um unser Militär mit modernen Artilleriesystemen auszustatten und den Besatzern angemessen zu antworten», sagte Selenskyj in der Nacht zum Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache. Kremlchef Wladimir Putin drohte unterdessen mit Gegenmaßnahmen nach einem Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens - und behauptete erneut, die russische «Spezialoperation» in der Ukraine laufe nach Plan.

Selenskyj: Bisheriger Druck auf Russland reicht nicht aus

Das russische Militär setzt im Industriegebiet Donbass auf massiven Artilleriebeschuss, um ukrainische Stellungen zu schwächen. Die ukrainische Artillerie ist trotz einiger eintreffender moderner Geschütze aus dem Westen unterlegen. Aktuell wird um die Stadt Lyssytschansk gekämpft, aus dem benachbarten Sjewjerodonezk zogen sich die ukrainischen Truppen zurück.

Der bisherige Druck auf Russland reiche nicht aus, sagte Selenskyj und verwies darauf, dass allein am Mittwoch zehn russische Raketen auf die ukrainische Stadt Mikolajiw abgefeuert worden seien. «Und alle waren auf zivile Ziele gerichtet», sagte er.

Die ukrainische Armee und die russische Seite haben nach eigenen Angaben insgesamt knapp 300 Gefangene ausgetauscht. In die Ukraine seien dabei 144 Menschen zurückgekehrt, sagte Selenskyj. Der älteste sei 65 Jahre alt und der jüngste 19. Unter den freigelassenen ukrainischen Soldaten seien auch 95 Kämpfer, die bis vor einigen Wochen das schwer umkämpfte Stahlwerk Azovstal in der mittlerweile von den Russen eroberten Hafenstadt Mariupol verteidigten.

Nach ukrainischen Angaben war es der größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn. Der Separatistenführer Denis Puschilin wiederum sprach von ebenfalls 144 prorussischen und russischen Kämpfern, die aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden seien.

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Putin: «Spezialoperation» in der Ukraine läuft nach Plan

Mehr als vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges behauptete Putin erneut, die Kampfhandlungen liefen planmäßig. «Die Arbeit läuft ruhig, rhythmisch, die Truppen bewegen sich und erreichen die Linien, die ihnen als Etappenziele vorgegeben wurden», sagte er vor Journalisten in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat. «Alles läuft nach Plan.» Der Krieg wird von Russland offiziell als «Spezialoperation» bezeichnet.

Russische Truppen waren am 24. Februar aus mehreren Richtungen in die Ukraine eingedrungen. Nachdem es ihnen nicht gelang, die Hauptstadt Kiew zu erreichen, konzentrieren sie sich auf das Industriegebiet Donbass in der Ostukraine. Nach Einschätzung westlicher Experten rückt das russische Militär zwar vor, erleidet dabei aber hohe Verluste und verbraucht in hohem Tempo seine Artillerie-Munition.

Amnesty International stuft den Luftangriff auf das Theater von Mariupol im März als Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte ein. Die Menschenrechtsorganisation sammelte gut drei Monate lang Beweise und legte nun einen Bericht dazu vor. «Bei dem Angriff auf das Theater in Mariupol handelt sich um ein Kriegsverbrechen seitens russischer Truppen», betonte Julia Duchrow von Amnesty International Deutschland. Höchstwahrscheinlich seien zwei 500-Kilo-Bomben abgeworfen worden. In dem Theater hatten Einwohner der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Schutz gesucht.

Kremlchef Putin bezeichnete russische Soldaten als «Helden». Über sie müssten Lieder und Gedichte geschrieben werden und sie sollten Denkmäler bekommen, sagte er. Ukrainische und internationale Experten haben zahlreiche Fälle von Gewalt gegen Zivilisten durch russische Soldaten dokumentiert, wie etwa die Ermordung von Einwohnern im Kiewer Vorort Butscha. Moskau behauptet, die Gräueltaten seien Inszenierungen. Putin wollte sich nicht dazu äußern, wie lange die Kampfhandlungen noch andauern könnten. «Es wäre falsch, irgendwelche Fristen zu setzen», sagte er. Intensivere Kampfhandlungen würden höhere Verluste bedeuten und «wir müssen vor allem daran denken, wie wir das Leben unserer Jungs erhalten können».

Selenskyj: Keine Beziehungen mehr zu Syrien

Nachdem Russlands enger Verbündeter Syrien die beiden ostukrainischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten anerkannte, will Selenskyj alle Beziehungen zu dem Land kappen. Russland habe dies aus Syrien «herausgepresst», sagte er. Syrien war nach Russland das erste Land, das die Separatistengebiete als Staaten anerkannte. Moskau ist im syrischen Bürgerkrieg neben dem Iran der engste Verbündete der Führung in Damaskus. Nicht zuletzt dank des russischen Militäreinsatzes kontrollieren die Anhänger von Machthaber Baschar al-Assad wieder rund zwei Drittel des Landes.

Ein zentrales Thema wird das Kriegsgeschehen in der Ostukraine bleiben, wo weiter um die Stadt Lyssytschansk gekämpft wird. Die Nato wird sich zum Abschluss ihres Gipfels in Madrid unter anderem mit der durch Russlands Krieg ausgelösten Lebensmittelkrise und dem Einfluss Russlands und Chinas auf Länder in Afrika befassen. Das Ölkartell Opec+ trifft sich, um bei einer Online-Konferenz die Förderstrategie für August festzulegen. Es wird erwartet, dass die mehr als 20 Staaten unter Führung von Saudi-Arabien und Russland den Ölhahn weiter aufdrehen.

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