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Nach Gipfel mit Putin

Trump: "Ich bin nicht pro-russisch"

  • Veröffentlicht: 18.07.2018
  • 08:09 Uhr
  • dpa
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© (c) AP

Von wegen basta. Die Nachwehen vom denkwürdigen Auftritt von US-Präsident Trump auf dem Helsinki-Gipfel mit Kremlchef Putin halten an. Erst muss Trump öffentlich zurückrudern, dann legt er gegen einen Kritiker nach. Und auch Kanzlerin Merkel bekommt ihr Fett weg.

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US-Präsident Donald Trump ist dem Vorwurf entgegengetreten, er hege zu große Sympathien für Russland. «Ich bin nicht pro-russisch, ich bin für niemanden», sagte Trump in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview des Senders Fox News. «Ich möchte nur, dass das Land (die USA) sicher ist.» Die USA und Russland kontrollierten 90 Prozent aller Atomwaffen. Mit Russland auszukommen, sei deshalb eine gute Sache und keine schlechte.

Auf die Frage, ob er Russland als größten Widersacher der USA sehe, sagte Trump: «Ich würde nicht einmal das Wort Widersacher benutzen. Wir können alle zusammenarbeiten.» Es könne allen gut gehen und alle könnten in Frieden leben.

Trump steht wegen seiner Äußerungen während einer Pressekonferenz mit Kremlchef Wladimir Putin am Montag in Helsinki in der Kritik. Angesichts der massiven parteiübergreifenden Vorwürfe und eines verheerenden Presseechos sah sich der Präsident am Dienstag zu einer öffentlichen Klarstellung gezwungen. «Ich akzeptiere die Schlussfolgerung unserer Geheimdienste, dass eine Einmischung Russlands bei der Wahl 2016 stattgefunden hat», sagte Trump. In Helsinki hatte Trump Putins Dementi einer Einmischung noch als «extrem stark und kraftvoll» bezeichnet.

Trump stellte den ganzen Streit als großes Missverständnis dar. Er habe bei einer Durchsicht einer Abschrift seiner Aussagen gemerkt, dass er sich versprochen habe. Trump hatte zu Vorwürfen, dass Russland sich in die Präsidentenwahl 2016 eingemischt habe, geantwortet: «Ich sehen keinen Grund« warum es (Russland) wäre.»

Trump im Hagel der Kritik

Dies legte den Schluss nahe, dass Trump auf einer Linie mit Putin liegt, der eine Einmischung vehement bestreitet, und seinen eigenen Geheimdiensten öffentlich in den Rücken fällt. Trump stellte dann am Dienstag klar, dass der Satz richtig lauten müsse: «Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland wäre.»

Als Reaktion auf Trumps Klarstellung sagte der Oppositionsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer: «Es ist 24 Stunden zu spät, und am falschen Ort. Wenn der Präsident (Trump) Präsident Putin nicht direkt sagen kann, dass er Unrecht hat und wir Recht und dass unsere Geheimdienste Recht haben, ist es ineffektiv und schlimmer, ein weiteres Zeichen der Schwäche.»

Der Trump nahe stehende Fernsehsender Fox News titelte in seiner Online-Ausgabe: «Trump macht einen Rückzieher.» Fox-News-Moderatorin Dana Perino, damalige Sprecherin von Ex-Präsident George W. Bush, sagte: «Ich würde das in 24 Minuten klarstellen und nicht in 24 Stunden.»

Trump trat am Dienstag auch dem Eindruck entgegen, er sei in Helsinki von Putin über den Tisch gezogen worden. Dieses Bild zeichneten Politiker und Kommentatoren nach Trumps Pressekonferenz. Er sei bei dem Treffen mit Putin in einer Position der Stärke gewesen, sagte Trump. Er fügte hinzu: «Es war ein sehr, sehr gutes Treffen». In der Nacht zum Mittwoch twitterte Trump: «Das Treffen zwischen Präsident Putin und mir war ein großer Erfolg, außer bei den Fake-News-Medien.» Mit diesem Begriff meint Trump pauschal alle Medien, die ihm kritisch gegenüber eingestellt sind.

Auch nach Trumps Klarstellung kehrt keine Ruhe ein. Der Präsident attackierte in dem Fox-Interviews einen seiner schärfsten Kritiker, den früheren Direktor des US-Geheimdienstes CIA, John Brennan. Dieser hatte Trumps Auftritt in Helsinki am Montag als «verräterisch» bezeichnet. «Ich glaube, er ist ein sehr schlechter Mensch», sagte Trump.

Erneute Deutschland-Schelte von Trump

Kritik an Trump hatte sich aber nicht nur an dessen Aussagen zur russischen Wahleinmischung entzündet. Auf Unverständnis stießen außerdem Aussagen, wonach die USA eine Mitschuld am schlechten Verhältnis zu Moskau trügen und die Ermittlungen des Justizministeriums zur Russland-Affäre einen Keil zwischen beide Länder trieben. Selbst einer der größten Unterstützer Trumps, der Republikaner Newt Gingrich, sprach vom «schwerwiegendsten Fehler seiner Präsidentschaft».

Nach einem turbulenten Nato-Gipfel und Trumps irritierenden Äußerungen in Brüssel und später auch in Helsinki wandte sich Mitch McConnell, der ranghöchste Republikaner im US-Senat, direkt an die europäischen Verbündeten: «Wir schätzen die Nato als bedeutendste Militärallianz in der Weltgeschichte. Wir glauben, dass die Länder der Europäischen Union unsere Freunde sind. Die Russen sind es nicht.» McConnell reagierte damit auch auf Sorgen, dass Trump und Putin in einem Vier-Augen-Gespräch Absprachen getroffen haben könnten, die zulasten der EU oder der Nato gehen.

Deutschland-Schelte gehört inzwischen zum Standard-Repertoir von Trump. In dem Fox-Interview sagte er, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe großen politischen Schaden infolge ihrer Flüchtlingspolitik erlitten. «Angela war ein Superstar, bis sie Millionen Menschen erlaubt hat, nach Deutschland zu kommen. Sie war in allen Wahlen unschlagbar.» Ihre Migrationspolitik habe das geändert. «Zuwanderung hat ihr sehr schwer geschadet.» Trump nannte die Einwanderungspolitik in Europa ein Desaster.

Trump ging in dem Fox-Interview auch die oppositionelle demokratische Partei in den USA scharf an. «Die Demokraten wollen offene Grenzen. Womit sie im Grunde sagen, wir wollen offene Grenzen, wir wollen Kriminalität.» Auf die Frage von Moderator Tucker Carlson nach dem Grund sagte Trump: «Vielleicht ist es eine politische Philosophie, mit der sie groß geworden sind. Vielleicht haben sie das in der Schule gelernt. Vielleicht sind sie Dummköpfe. Ich weiß es nicht.»

Die Opposition kritisiert zwar Trumps Null-Toleranz-Politik an der Südgrenze der USA, die unter anderem zur Trennung von zahlreichen Flüchtlingsfamilien geführt hat. Sie fordert aber keine Öffnung der Grenzen.

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