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Neuer Schalke-Trainer

Baum soll die Dauer-Krise beenden

  • Veröffentlicht: 30.09.2020
  • 18:07 Uhr
  • dpa
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Der kriselnde FC Schalke setzt nach kapitalem Saison-Fehlstart auf einen neuen Fußball-Lehrer - mal wieder. Manuel Baum tritt die Nachfolge von David Wagner an. Zudem kehrt eine Kultfigur des Vereins zurück und gehört in Zukunft zum Trainerstab.

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Der Nächste, bitte! Manuel Baum soll den zuletzt für rasche Trainerwechsel bekannten FC Schalke 04 aus einer seiner größten sportlichen Krisen führen. Der 41 Jahre alte bisherige U18-Nationaltrainer wird Nachfolger des am Sonntag beurlaubten David Wagner als Chefcoach des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. Ihm zur Seite steht der beim Revierclub als Kultfigur verehrte Naldo, der nach dem Ende seiner aktiven Karriere überraschend nach Gelsenkirchen zurückkehrt.

Die bedenkliche sportliche und finanzielle Lage seines neuen Clubs konnte Baum nicht schrecken. «Schalke 04 ist ein grandioser Club mit unheimlich viel Tradition und sportlichem Potenzial. Unsere dringlichste Aufgabe ist es, der Mannschaft so schnell wie möglich wieder Erfolgserlebnisse zu geben, im Training wie im Spiel. Ich bin von der Qualität unseres Kaders überzeugt», kommentierte der Bayer am Mittwoch seine Unterschrift unter einen bis zum 30. Juni 2022 datierten Vertrag. Bereits am Abend leitete der frühere Augsburger Coach seine erste Einheit.

Mehr noch als mit der Verpflichtung von Baum überraschte der Revierclub mit der Rückkehr von Naldo, der dem neuen Chefcoach assistieren soll. Für den 38 Jahre alten früheren Innenverteidiger, der von 2016 bis Januar 2019 als Schalker Erfolgsgarant galt und im vergangenen Sommer seine Karriere beendet hatte, ist es das erste Engagement dieser Art. «Naldo bringt uns hoffentlich die Sonne zurück. Er ist mit seiner Erfahrung von über 500 Pflichtspielen ein großer Gewinn für das neue Trainer-Team. Er kennt Schalke bestens. Entscheidend für uns war die Kombination aus menschlicher und sportlicher Kompetenz», kommentierte Schneider.

Baum und Naldo treten ein schweres Erbe an. Der bisherige Coach Wagner war am Sonntag nach saisonübergreifend 18 sieglosen Bundesligaspielen beurlaubt worden. Eine solche Negativserie hatte Schalke bislang noch nie erlebt. Nach dem kapitalen Saison-Fehlstart mit dem 0:8 in München und dem 1:3 gegen Bremen war das Vertrauen der Clubführung in die Arbeit von Wagner aufgebraucht.

Schneider hofft auf eine schnelle Genesung des kränkelnden Clubs: «Wir müssen jetzt in die Puschen kommen, die Durststrecke dauert schon viele zu lange an.» Der neue Coach soll dabei helfen: «Wir haben mit Manuel Baum einen absoluten Fachmann für Schalke 04 gewinnen können. Wer sich seine Stationen anschaut, der wird feststellen, dass seine Mannschaften immer klare Strukturen und Abläufe auf dem Platz hatten. Das ist in unserer aktuellen Situation ein ganz wichtiger Faktor.»

Baum muss mit gleich mehreren Handicaps leben. Schließlich gilt der Kader seit Jahren als schwierig. Hinzu kommen die finanziellen Probleme der Gelsenkirchener, die noch wenige Stunden vor der Verpflichtung des neuen Trainers Verbindlichkeiten in Höhe von 205,3 Millionen Euro verkündet hatten. Nach zwei Jahren ohne Europapokal-Qualifikation und wegen der anhaltenden Corona-Krise ist der einstige Champions-League-Dauergast zu einem rigiden Sparkurs gezwungen.

Zudem ist der Club für seinen hohen Verschleiß an Trainern bekannt. Seit der Jahrtausendwende versuchten mehr als 20 Fußballlehrer inklusive der Interimslösungen «auf» Schalke ihr Glück. Die zahlreichen vorzeitigen Freistellungen verursachten Kosten, die zur finanziellen Schieflage des Clubs beitrugen und konterkarierten den Wunsch nach sportlicher Kontinuität.

Wohl auch wegen der schwierigen Lage des schlechtesten Bundesliga-Teams im Jahr 2020 war Schneider bei der Trainersuche gezwungen, große Namen außer Acht zu lassen. «Viele denken vielleicht, ist der Baum zu klein», kommentierte der neue Coach etwaige Vorbehalte.

Nach der Trennung von Wagner hatte der frühere Schalke-Coach Ralf Rangnick zunächst Sympathien für seinen Ex-Club bekundet und erklärt: «Ich bin frei». Nur einen Tag später sagte der 62-Jährige aber öffentlich deutlich ab. «Ich kann mir zurzeit überhaupt nicht vorstellen, ein drittes Mal zu Schalke 04 zu kommen, und schon gar nicht als Trainer, der kurzfristig die Negativ-Serie beenden soll», hatte Rangnick der Funke-Mediengruppe gesagt.

Als Kandidaten galten neben Baum zuletzt noch der frühere Bayern-Profi Mark van Bommel und Dimitrios Grammozis. Van Bommel war bis Dezember 2019 Trainer bei der PSV Eindhoven. Grammozis hatte Darmstadt 98 in der vergangenen Zweitliga-Saison auf Rang fünf geführt, sich anschließend mit den Hessen aber nicht auf eine Verlängerung seines Vertrages einigen können.

Die vielbeachtete Rückkehr von Naldo könnte als Zugeständnis an die Fans gewertet werden, die die Entwicklung ihres Clubs mit zunehmender Sorge verfolgen. Der Brasilianer, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, geht sein neues Aufgabengebiet mit großer Vorfreude an: «Es fühlt sich gut an, zurück auf Schalke zu sein. Jeder weiß, dass ich den Verein in mein Herz geschlossen habe. Ich möchte all das, was in meinen knapp 19 Jahren als Profi gelernt habe, jetzt als Mitglied des Trainerstabs einsetzen und Manuel Baum so gut es geht unterstützen.»

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