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Mitarbeiter-Vergütung

Deutsche Bank vergibt für 2017 Boni in Milliardenhöhe

  • Veröffentlicht: 11.03.2018
  • 18:12 Uhr
  • dpa
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Rote Zahlen und dennoch Boni? Die Aufregung über die Deutsche Bank ist programmiert. Doch der Vorstand sieht gute Gründe dafür, seine Mitarbeiter für 2017 gut zu entlohnen.

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Die Deutsche Bank stockt trotz erneut roter Zahlen die Boni für ihre Mitarbeiter für das Jahr 2017 deutlich auf. "Wir werden etwas unter der Größenordnung von 2015 liegen: Der Betrag für die variable Vergütung wird für die gesamte Bank etwas oberhalb von zwei Milliarden Euro liegen", sagte Personalvorstand Karl von Rohr am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

Von einem Bonustopf in dieser Größenordnung hatte zuvor auch die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet. Für 2015 waren 2,4 Milliarden Euro variable Vergütung geflossen, 2016 war der Topf dann deutlich auf rund 500 Millionen Euro geschrumpft. Vor allem die traditionell gut bezahlten Investmentbanker, bei denen etwa die Hälfte der Gelder landet, sollen sich für wieder höhere Boni eingesetzt haben. Details zur Vergütung für 2017 gibt es im Geschäftsbericht des Dax-Konzern an diesem Freitag (16.3.).

Bilanz 2017: Minus eine halbe Milliarde Euro

2017 hatte Deutschlands größtes Geldhaus zwar vor Steuern mit 1,3 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 810 Mio Euro) erstmals seit drei Jahren ein positives Ergebnis erzielt. Eine einmalige Belastung von rund 1,4 Milliarden Euro infolge der US-Steuerreform drückte den Dax-Konzern unter dem Strich aber erneut in die roten Zahlen: Knapp eine halbe Milliarde Euro Verlust (minus 497 Mio Euro) stand Ende 2017 in den Büchern. 2015 hatte die Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verbucht, 2016 lag das Minus bei 1,4 Milliarden Euro.

"Wir hatten unseren Mitarbeitern versichert, dass wir zum regulären Vergütungssystem zurückkehren wollen. Es wäre nicht angemessen, den Mitarbeitern jetzt zu sagen, das wird nun nichts, weil kurz vor Weihnachten in den Vereinigten Staaten eine Steuerreform verkündet wurde", sagte von Rohr. "Es handelt sich ja um einen negativen buchhalterischen Einmaleffekt, in dessen Folge wir nun höhere Gewinne erzielen."

Die neuen Steuergesetze in den USA belasteten auch bei etlichen US-Wettbewerbern die Jahresbilanzen 2017. Unter anderem können Banken US-Steuern nicht mehr so stark durch frühere Verluste drücken. Auf längere Sicht dürften die Institute aber von der Reform profitieren.

Die Vorstandsmitglieder halten sich zurück

Der Vorstand verzichte jedoch erneut auf eine variable Vergütung - "und das nicht, weil wir der Meinung sind, dass wir schlecht gearbeitet hätten", wie von Rohr betonte. "Sondern weil wir es für das Beste halten, dass der Vorstand die Verantwortung übernimmt und sich gleichzeitig vor alle Mitarbeiter stellt."

Den Verzicht des Vorstands hatte zuvor bereits Konzernchef John Cryan auf einer Veranstaltung in Austin (Texas) angekündigt, wie "Zeit online" berichtete. Cryan hatte schon zur Bilanzvorlage klargestellt, üppige Boni seien beim deutschen Branchenprimus kein Automatismus. "Die diesjährige variable Vergütung ist eine einmalige Investition, um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen", sagte Cryan Anfang Februar.

Aufräumarbeiten seit drei Jahren

Personalchef von Rohr verteidigte die Zahlungen: "Was immer ein bisschen in Vergessenheit gerät ist, dass wir unsere Bank seit drei Jahren aufräumen und grundsätzlich neu ausrichten. Wir sind mitten in einem Mehrjahresprogramm und haben schon eine Menge erreicht."

Einen Bericht der "Welt am Sonntag", wonach bei der Integration der Postbank deutlich mehr Stellen wegfallen sollen, als bisher befürchtet, wollte die Deutsche Bank am Sonntag nicht kommentieren. Vize-Vorstandschef Christian Sewing sagte der Zeitung: "Konkrete Maßnahmen zum Mitarbeiterabbau kommunizieren wir immer dann, wenn wir ein Etappenziel erreicht und es mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt haben." Es sei aber klar, dass Doppelfunktionen abgebaut würden.

Jede fünfte Stelle soll wegfallen

Nach "Welt"-Informationen sollen in den kommenden vier Jahren jeweils 1500 Mitarbeiter über freiwillige Abfindungsprogramme und natürliche Fluktuation das Unternehmen verlassen. Damit würde im Privat- und Firmenkundengeschäft beider Häuser mit derzeit rund 30.000 Beschäftigten jede fünfte Stelle wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Mitte 2021 ausgeschlossen.

Ab dem zweiten Quartal 2018 soll das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank und der Bonner Tochter unter einem rechtlichen Dach arbeiten. Die Zusammenlegung ist Teil eines größeren Umbaus der Deutschen Bank, mit dem Deutschlands größtes Geldhaus den Anschluss an die internationale Konkurrenz wiederfinden will.

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