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Sie kann lebensbedrohliche Krankheiten übertragen

Gefährliche Tigermücke in Bayern: Droht eine Plage?

  • Veröffentlicht: 10.07.2020
  • 16:42 Uhr
  • lh
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© imago images / blickwinkel

Zum Leidwesen vieler gehören Mücken zum Sommer wie laue Nächte. In Bayern breitet sich jedoch eine neue Art aus: Die Asiatische Tigermücke – und die kann lebensbedrohliche Krankheiten übertragen.

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Der Sommer könnte so schön sein. Bis in die Nacht draußen sitzen, unter freiem Himmel leckere Getränke und Speisen genießen, am See grillen oder um das Lagerfeuer sitzen – wären da nicht fiese Mücken, die sirrend um die Ohren brausen und nur auf freiliegende Haut lauern, um Blut abzuzapfen. 

Im Clip: Lebensbedrohliche Tigermücke - Bayern droht eine Invasion

Das ist ärgerlich, aber im Normalfall nicht wirklich bedenklich. Anders sieht es da bei der Asiatischen Tigermücke aus, die sich in Fürth breitzumachen scheint. 

Tigermücke im bayerischen Fürth 

Wie die dpa berichtet, breitete sich das exotische Stechinsekt dort bereits im Vorjahr aus. Im Sommer 2019 wurde es in einer Kleingartenanlage gefunden und saugt sich nun auch durch angrenzende Wohnsiedlungen. "Bisher wurden in diesem Jahr 30 Asiatische Tigermücken aufgefunden", so die Stadt. 

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Fieser Eindringling 

Laut Umweltbundesamt kommt die Asiatische Tigermücke bereits seit 1979 in Südeuropa vor. Sie wurde zum Beispiel mit Glücksbambus oder gebrauchten Reifen aus Asien eingeschleppt. Die Ausbreitung begann im Großteil jedoch später und vor allem in Italien, wo sie mittlerweile fast flächendeckend verbreitet ist. In Deutschland wird sie seit 2011 vermehrt und immer häufiger gefunden. 

Vermutet wird, dass der Mückenstamm, der sich bei uns etabliert hat, aber nur über einen Umweg aus Asien stammt. Wahrscheinlich ist, dass die Insekten zuvor in Nordamerika lebten, wo sie sich an gemäßigtes Klima anpassten und nun auch in Europa mit den Bedingungen klarkommen. Deswegen werden sie sich auch nach Norden hin vermutlich weiter ausbreiten. 

Ihren Namen hat die Tigermücke von der auffälligen Färbung: Ihr Körper ist schwarz und wird von weißen Streifen überzogen. 

Wie gefährlich ist die Mücke? 

Weibliche Stechmücken stürzen sich gern aggressiv auf ihre Wirte und saugen auch tagsüber Blut. Die Asiatische Tigermücke kann dabei eine Vielzahl von durchaus gefährlichen Erregern übertragen: 

  • Dengue-Virus 
  • Gelbfieber-Virus 
  • West Nil-Virus 
  • Chikungunya-Virus 

Auch für Hunde kann sie theoretisch gefährlich werden, denn sie wurde als Überträger von Hundeherz- und -hautwürmern nachgewiesen. 

Es gibt einen weiteren Grund, warum das Insekt ein Risiko darstellen kann: Sie fühlt sich auch in dicht besiedelten Gegenden wohl und findet so viele Wirte. Hinzu kommt, dass sie mehrere Körper relativ schnell hintereinander anfliegt, um sich an ihnen gütlich zu tun. So kann sie Erreger schnell weitergeben. 

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Experten beobachten die Situation 

Die Asiatische Tigermücke löste durch ihr Verhalten in Südeuropa und den USA bereits Dengue- und Chikungunya-Fieber-Epidemien aus. Damit es in Deutschland nicht so weit kommt, sind Experten der Meinung, dass die Mücke davon abgehalten werden müsste, sich flächendeckend auszubreiten und hierzulande einzunisten. Das Gute: Jeder Einzelne kann aufpassen, dass die Mücke es nicht zu leicht hat. 

Bekämpfung des Insekts 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Stechmücke zu bekämpfen oder zumindest die Ausbreitung einzugrenzen. Das Umweltbundesamt hat dazu eine Broschüre veröffentlicht. Schon die Bevölkerung kann mithelfen, um die Quälgeister in Schach zu halten. 

Das Wichtigste: Zur Fortpflanzung benötigen Mücken stehendes Wasser, in dem die Larven großwerden. Daher sollten keine Brutplätze angeboten werden. 

  • Behälter, die draußen stehen und Wasser beinhalten, sollten wenn möglich mit Deckeln oder Netzen abgedeckt werden. 
  • Bei Behältnissen wie Vogeltränken, bei denen das nur schwer geht, sollte das Wasser regelmäßig ausgeleert und frisch aufgefüllt werden. Mindestens einmal die Woche sollte das passieren. 
  • Gefäße sollten so vor Regen geschützt werden, dass sich darin kein potenzieller Brutplatz bildet. Am besten befindet sich der Aufbewahrungsort dort, wo kein Regenwasser hineinlaufen kann, oder er wird umgedreht, zugedeckt oder mit Kies oder Sand aufgefüllt gelagert. 
  • Regenrinnen und Wasserabläufe sollten so konstruiert sein, dass Wasser problemlos abfließen kann und sich nicht staut. 

Es gibt jedoch noch biologische und chemische Wege, um die Mücken und ihre Larven in Schach zu halten. Da diese jedoch häufig Schaden auf die Umwelt – oder auch auf Mensch und Haustier – ausüben können, werden diese Methoden nur im Notfall eingesetzt. 

Ein chemischer Einsatz, bei dem Insektizide oder Gifte gegen die Insekten versprüht werden, kommt nur im Ernstfall in Frage. Sobald sich Krankheitserreger verbreiten, die Menschen gefährden, wird dieser Schritt ergriffen.  

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Droht eine Plage in Bayern? 

Grund zur Panik besteht derzeit also nicht, denn bisher wurden nur relativ wenige Asiatische Tigermücken nachgewiesen. Auch Schnakenfeinde generell können aufatmen, denn an den bayerischen Seen ist es in diesem Jahr noch nicht zu marodierenden Mückenschwärmen gekommen, wie die dpa berichtet. 

"Natürlich gibt es hier viele Mücken, aber man kann aktuell nicht von einer Plage sprechen", so ein Sprecher des Landratsamtes Starnberg. Auch anderswo geht es noch gesittet zu: "Bislang gibt es noch keine nennenswerten Zahlen", vermeldet Siegfried Luge, Bürgermeister der Gemeinde Eching am Ammersee. 

Zu früh freuen sollten sich Badefreunde aber auch nicht, denn die Situation könne sich innerhalb weniger Wochen schlagartig ändern, erklärt Stechmückenexperte Helge Kempen vom Friedrich-Loeffer-Institut. 

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