Teilen
Merken
AKTE

Arm trotz Rente

Staffel 3Episode 3621.09.2021 • 22:30

Die Altersarmut bedroht immer mehr Renter:innen » Wir starten das akte-Experiment! Was ist Altersarmut und wie funktioniert das deutsche Rentensystem?

Altersarmut - Wie steht es um Deutschlands Rente?

In der Rente möchten viele Menschen noch einmal so richtig das Leben genießen. Doch wie realistisch ist die Vorstellung von einer sorglosen Rente überhaupt noch? Immer mehr Altersarmut macht sich bemerkbar und das bei Frauen und Männern. Nicht umsonst machen sich knapp drei Viertel der 18-32-Jährigen Sorgen über das sinkende Rentenniveau.

"Wenn wir mal alt sind, gibt’s eh keine Rente mehr!" Solche Sätze lassen akte. aufhorchen. Wir wollen darum wissen: Wie steht es um Deutschlands Rente und wie kommen die Rentner von morgen mit dem wenigen Geld zurecht? Wir testen die Altersarmut in Deutschland mit dem großen Renten-Experiment!

Was ist Altersarmut?

Altersarmut tritt laut Definition dann ein, wenn ein Mensch im Alter nicht ausreichend finanzielle Mittel hat, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Rechnerisch betrachtet, werden alle Einkünfte wie die gesetzliche Renten, Betriebsrenten, private Leibrenten, Beamtenpensionen, Renten aus Versorgungswerken der freien Berufe, Wohngeld, Kapitaleinkünfte und auch Hinterbliebenenrenten addiert und um Steuern sowie weiteren Abgaben gemindert. Übrig bleibt das Geld, welches einem Rentner wirklich zur Verfügung steht. Liegt dieses berechnete Einkommen eines Menschen im Alter bei maximal 40 % des nationalen Medianeinkommens, sprich des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland, ist der betrachtete Renter oder die betrachtete Rentnerin von Altersarmut bedroht.

Wer ist von der Altersarmut betroffen?

Gut eine Millionen Rentner müssen in Deutschland auch im Alter weiter arbeiten. Besonders betroffen sind vor allem Menschen mit niedrigeren Abschlüssen, Langzeitarbeitslose und Frauen. Einige von ihnen sind aufgrund der Armut im Alter sogar gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um zu überleben.

"Darauf zu hoffen, dass uns der Staat einfach mehr Rente geben wird, ist eine Illusion. Das wird nicht passieren", bestätigt auch ein freistehender Finanzexperte. Doch was tun, wenn die Altersarmut auch in Zukunft immer wahrscheinlicher wird? Wir haben das Experiment gewagt und getestet, wie wir heute von unserer zukünftigen Rente leben können.

Leben in Altersarmut: Reicht die Rente zum Überleben?

Wir starten das Renten-Experiment mit zwei freiwilligen Testpersonen. Das Ehepaar bekommt für zwei Wochen so viel Geld, wie es ihnen in ihrer Rente zustehen würde. Doch reicht das Geld zum Leben aus?

Die Wunschvorstellung von Claudia und Patrick ist klar: Sie möchten in der Rente so weiterleben können, wie sie es jetzt tun. "Also sprich, dass wir uns keine Sorgen machen müssen und dass vielleicht am Ende des Monats noch etwas übrig bleibt", erzählt uns Claudia. Und auch die jährlichen Reisen sowie gehobene Restaurantbesuche sollen beibehalten werden. Das aktuelle Bruttoeinkommen des Test-Ehepaares liegt bei 2.600 € und 2.200 € - bei aktuellem Rentenniveau bliebe den beiden im Alter etwas weniger als die Hälfte ihres einstigen Einkommens. Doch hier kommen noch einige Abzüge auf die beiden zu. Was werden Claudia und Patrick sagen, wenn akte.-Reporterin Kim Pflüger ihnen den Umschlag mit dem zur Verfügung stehenden Geld übergibt?

Die Rente berechnen: Mit welcher Rente können Deutsche rechnen?

Laut aktuellem Rentenniveau bleiben Rentnern im Alter ca. 50 % ihres Einkommens. Bei 2.200 € Bruttoeinkommen wären das 1.193,29 €. Von dieser Rente werden jedoch noch die Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen. Anschließend gehen auch noch die Fixkosten wie Miete, Strom, Handyverträge sowie weitere Versicherungen und Abos ab. Was dann übrig bleibt, muss zum Überleben für den gesamten Monat reichen.

Im Fall unseres Test-Paares wären das 406 € für einen ganzen Monat zu zweit. Doch wie weit die beiden damit kommen, welche Einschränkungen getroffen werden müssen und ob ihnen wirklich Altersarmut droht, sehen Sie im Video.

Wie funktioniert das deutsche Rentensystem?

Wer in Deutschland in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, der spart nicht für das eigene Geld im Alter, sondern finanziert die aktuellen Rentner. Zeitgleich erwirbt man mit diesen Einzahlungen Rentenpunkte - diese dienen als Anspruch auf die eigene Rente im Alter. Diese Rente wird dann von der nachfolgenden Generation getragen. So erklärt es Klaus Schmidt, Professor für Volkswirtschaft.

Jedes Jahr kann man aufs Neue Rentenpunkte erwerben, die sich über alle erwerbstätigen Jahre ansammeln und aufaddieren. Wie viele Rentenpunkte es gibt, hängt davon ab, wie viel Geld in die Rentenversicherung eingezahlt wird. Die Summe aller Rentenpunkte wird bei Renteneintritt mit einem Eckwert multipliziert, woraus sich die tatsächliche Rente ergibt. Daraus folgt jedoch ein enormes Problem: Wer während seiner Erwerbstätigkeit wenig verdient und tendenziell weniger sparen kann, der läuft auch im Alter eher Gefahr, von Altersarmut betroffen zu sein.

Was ist das Äquivalenz-Prinzip der deutschen Rente?

Bislang gilt in Deutschland zudem das Äquivalenz-Prinzip. Wer mehr einzahlt bekommt also auch mehr wieder raus. Geringverdiener, die schon während sie arbeiteten wenig hatten, rutschen dann in der Rente häufig in die Altersarmut. Deswegen hat die Regierung die Grundrente auf den Weg gebracht. Rentner mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen sollen ab diesem Jahr einen Zuschlag bekommen.

Weitere Videos